Porzer Handwerksmeister

Verein Selbständiger Handwerksmeister Porz e.V. 1907



Neujahrsempfang 2011

16.01.2011

Neujahrsansprache 2011

von Karl-Heinz Miebach

Guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich begrüße Sie sehr herzlich zu unserem diesjährigen Neujahrsempfang 2011, hier im Dechant-Scheben-Haus in Köln-Porz.

Es freut mich sehr, dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind und den heutigen Mittag mit uns verbringen möchten.

Wie Sie an unseren Plakaten sehen, befinden sie sich in einem der vielen Zentren der deutschen Wirtschaft, oder bei der Wirtschaftsmacht von nebenan.

Ich freue mich, heute morgen unsere Mitglieder und Fördermitglieder mit Ihren Ehepartnern, Lebensabschnittsgefährten und –gefährtinnen oder Sozialpartnern hier zu begrüßen.

Ich wünsche allen Anwesenden für das neue Jahr vor allem Gesundheit und dann wäre ein wenig Glück, gepaart mit geschäftlichen Erfolg ein schöner Wunsch für das vor uns liegende Jahr 2011.

Ich begrüße unseren Ehrenvorsitzenden Matthias Feld und unseren Präsidenten  Herrn Peter Schumacher.

Unser Handwerk ist vertreten durch

  • Herrn Hans-Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln.
  • Herrn Michael Pietraszek, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Köln
  • Frau Obermeisterin Marianne Teichmann von der Innung des Maßschneiderhandwerks
  • Herrn Obermeister Thomas Haider, OM der Stuckateur-Innung Köln - Ausbau+Fassade (nicht erschienen)
  • Herrn stellv. Obermeister Ingo Heyermann, OM der Innung Farbe, Gestaltung, Bautenschutz Köln der Maler und Lackierer
  • Herrn Dr. Ludwig Winkel, Geschäftsführer der Innung SHK
  • Herrn Rechtsanwalt Jens Köhler, RA der Kreishandwerkerschaft Köln

Ich freue mich besonders über das Erscheinen der beiden OM Frau Teichmann und Herrn Haider. Von den eingeladenen Obermeistern hatte es rund die Hälfte noch nicht einmal nötig abzusagen.

Aus den Reihen der Politik begrüße ich sehr herzlich:

Aus dem Bundestag, von der CDU:
Frau Ursula Heinen-Esser, MdB und Parlamentarische Staatssekretärin bei dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

und von der SPD ist erschienen:
Herrn Martin Dörmann, MdB, Vorstandsmitglied der SPD-Bundestagsfraktion und stellv. Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Wirtschaft und Technologie.

Bei Ihnen bedanke ich mich nochmals von dieser Stelle für Ihre Einladung nach Berlin im letzten Herbst. Es war eine sehr informative und kurzweilige Tour.
Besonders interessant empfand ich den Besuch des Stasi-Museums in der Normannenstraße, der ehemaligen Stasi-Zentrale in Ostberlin.
Ein Pflichtbesuch der SPD-Abgeordneten würde dazu beitragen, dass Ihre Partei vielleicht dann doch den wahren politischen Gegner erkennt, anstatt sich von denen tolerieren in NRW zu lassen oder sich die politischen Themen streitig machen zu lassen.

Aus dem Landtag von der SPD:
Herrn Jürgen Ott, MdL und stellvertretender Parteivorsitzender der SPD NRW

Aus dem Rat der Stadt Köln sind erschienen:

Von der SPD: Frau Monika Möller, MdR

Von der CDU:
Frau Anne Henk-Hollstein, MdR
Herr Dr. Nils Helge Schlieben, MdR
Herr Henk van Benthem, MdR kommt etwas später wegen einer Sportlerehrung

Die FDP ist heute erstmals erschienen, daher freue ich mich ganz besonders
Frau Sylvia Laufenberg, MdR begrüßen zu können

Aus dem Bezirk sind unserer Einladung gefolgt:

Von der CDU:
Herr Hartmut Achten, stellvertretender Bezirksbürgermeister

Von der SPD:
Herr Christian Joisten, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD
Herr Ingo Jureck, SPD Stadtbezirksvorsitzender und der GF Herr Lutz Tempel

Von der FDP:
Herrn Wolfgang Baumann

Der erste Mann in Porz, Herr Bezirksbürgermeister Willi Stadoll wird etwas später erscheinen. Herr Stadoll nimmt heute morgen an einer Sportlerehrung im Kanuclub in Zündorf teil. Der Zündorfer Kanuclub Zugvogel stellt in 2010 nicht nur den deutschen Meister und Europameister, sondern den Weltmeister im Einerkajak. Sein Name ist Max Hoff. Von dieser Stelle herzlichen Glückwunsch.

Die Bezirksbürgermeister a.D. Herrn Horst Krämer und Herrn Hans-Gerd Ervens mit Frau begrüße ich ebenfalls von dieser Stelle.

Die Porzer Verwaltung wird vertreten durch Ihren Chef, Herrn Bezirksamtsleiter Norbert Becker.

Für die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln sind erschienen:
Herr Engelbert Rummel und Herr Kaven mit Frau, herzlich willkommen.

Ich begrüße ebenso den ehemaligen Landtagsabgeordneten aus Porz,
Herrn Friedhelm Lenz mit Gattin.

Ich begrüße Herrn Michael Melles, 1. Vorsitzender der Bürgergesellschaft Köln von 1863. Herzlich willkommen. Ich hoffe, sie han ihr Mütz dabei. Gleich kütt et 3-Gestirn.

Von der Sparkasse Köln/Bonn sind erschienen: Herr Ottmar Schrenk vom Firmenkundencenter mit Kollegen und Herr Hans-Peter Mertens

Die Kölner Bank ist vertreten durch Herrn Joachim Junker, Herr Stefan Dohmen  und Herrn Alexander Hoß.

Der FAS (Festausschuss des Porzer Karnevals) ist vertreten durch
Herrn Stephan Demmer.

Ebenso begrüße ich die Vertreter der Presse.

Unseren Hausherrn, Herrn Dr. Jürgen Heinze, Pfarrer des Seelsorgebereichs Porzer Rheinkirchen kann ich erst später willkommen heißen. Er liest zur Zeit noch die Messe.

Musikalisch begleitet werden wir, wie im letzten Jahr, von Dr. Mojo.

Der Trauerflor an unserer Fahne erinnert an unsere Verstorbenen des letzten Jahres: Branca Wernicke, Toni Schmitt, Udo Hasberg und Waldemar Schaefer.

Meinen Vorgängern im Amt und auch mir stellt sich in jedem Jahr die Frage:
Worüber soll ich reden?

Themen gibt es reichlich und mehr als genug.

Getreu dem Journalisten-Motto:  Bad News are good news könnte ich zu etlichen Themen Stellung beziehen und, wie man in München auf dem Nockherberg sagt: Die Politiker derblecken.

Ich könnte z. B. über die städtische Finanzpolitik, bzw. die finanzielle Situation der Städte und Gemeinden referieren. Wie mal wieder mit unseren Steuergeldern hantiert wird, regelrecht die Sau gemacht wird; ein wahres Füllhorn an Themen und Skandalen.

Ich könnte über den katastrophalen Winterdienst in Köln sprechen und warum die Stadt nicht genügend Salz einlagert. Wenn schon kein Salz da ist, könnte der Winterdienst zumindest mit dem Schneeschieber das Eis zur Seite kratzen.

Ich könnte über den heruntergekommenen Stadtbezirk Porz reden, der seit Jahren vom Rat der Stadt Köln und der Kölner Verwaltung vernachlässigt wird.

Die denkmalgeschützte Treppe zur Rheinpromenade ist seit Monaten gesperrt und seit Jahren renovierungsbedürftig. Die Tiefgarage hat man verkommen lassen, nachdem die Stadt jahrelang die Einnahmen herausgezogen hat und keine Rückstellungen für die Sanierung beiseite gelegt hat.

Oder die Konzeptionslosigkeit für die Porzer Innenstadt. Die halbfertige Rathausbühne wird nicht weitergebaut, weil erst mal ein Konzept her muss. (Wenn man nicht mehr weiter weiß, bildet man einen Arbeitskreis.)

Von der in weite Zukunft geschobenen Zündorfer Umgehungsstraße und die Verlängerung der Linie 7 will ich erst gar nicht anfangen. Jeder Politiker, der ernsthaft einen Termin für diese Projekte nennt, macht sich in Zündorf einfach nur unglaubwürdig. Wir in Zündorf glauben an den Bau der Umgehungsstraße oder die Verlängerung der Linie 7 erst, wenn die Bagger im Feld stehen und keinen Tag früher. Dafür sind wir seit den 1960er Jahren schon oft genug vertröstet worden.

Ich könnte über die fehlenden Fahrradwege, die maroden Straßen, die Bushaltestellen ohne Unterstand, etc. reden.

Und ich könnte darüber reden, warum unsere Porzer Politik das zulässt.

Die Antwort ist noch am einfachsten zu formulieren: Weil in der Bezirksvertretung die Roten und die Schwarzen sich nicht grün sind und sich gegenseitig nicht den Dreck unter den Fingernägeln gönnen.

Wie kleine Kinder im Sandkasten hauen sie sich die Schüppe auf den Kopf und bewerfen sich mit Sand. Wenn unsere Bezirksvertreter (und ein paar sind heute hier) wüssten, wie sie sich vor der Porzer Bevölkerung einfach nur lächerlich machen mit ihrem klein/klein, bestände ja noch Hoffnung, dass sich was ändert.

Das Schlimme ist jedoch: Die merken das noch nicht einmal. Stattdessen ist immer der andere Schuld.

Wenn ich einen Wunsch für das Jahr 2011 habe, dann den, dass sich, wie es einmal war, sich eine „Porzer Fraktion“ in Köln bildet und es eine „Kölner Fraktion“ in Düsseldorf gibt.

Dass die Porzer Fraktion in Köln das Beste für Porz rausholt und dass die Kölner Fraktion das Beste für Köln in Düsseldorf rausholt. Aber das wird wohl leider ein Wunschtraum bleiben.

Ich könnte über die Finanzsituation in Deutschland und Europa referieren, bis ihnen die Augenlider schwer werden und Ihnen vor Müdigkeit das Kinn auf die Brust fällt.

Was haben wir Deutschen doch frohlockt, als sich unsere Politiker 1992 bei den Maastricht-Verträgen zum Euro scheinbar durchgesetzt hatten. Unsere Forderungen nach Währungsstabilität und Kontrolle durch eine unabhängige Zentralbank in Form der EZB (Europäischen Zentralbank) wurden erfüllt.

Es wurden Stabilitätskriterien aufgestellt, sogenannte Konvergenzkriterien:
Die Neuverschuldung sollte nicht mehr als 3 % des BIP und die Gesamtverschuldung sollte 60 % des BIP nicht übersteigen.

Und es war damals der Verdienst unseres Bundesfinanzministers  Theo Waigel, dass die neue Währung nach dem Vorbild der D-Mark gestaltet wurde, dass sie nicht ECU, sondern Euro hieß, dass die Europäische Zentralbank nicht, wie die Franzosen es wünschten, in Paris, sondern in Frankfurt residieren würde.


Das Wichtigste jedoch, was Theo Waigel damals durchdrückte und beschlossen wurde, war Artikel 125 des EU-Vertrages:

Jedes Land steht für seine eigenen Schulden gerade. Es gibt keine finanzielle Unterstützung aus dem Euroraum für die Schulden eines Eurolandes. Das nennt man „No-Bail-Out-Kriterium“.

Was man jedoch so stekum vergessen hatte: Es wurde kein Strafkatalog aufgestellt für die Länder, die gegen die Stabilitätskriterien verstießen.

Nur zur Erinnerung: Ein paar Jahre später hat Deutschland unter Kanzler Schröder und Frankreich unter Präsident Chirac den Anfang gemacht und sich höher verschuldet als erlaubt war. Die eingeleiteten Strafverfahren des Europarates wurden ausgesetzt. Eine Strafe wurde weder von Frankreich noch von Deutschland gezahlt.

Und so kam er dann: der zuerst ungeliebte Euro. Nach einem kurzen Durchsacken hat er sich prächtig gemacht und lag im Sommer letzten Jahres immerhin bei $ 1,44.

Die Nachrichten der letzten Monate über das Thema „Euro“ möchte ich hier nicht im Einzelnen wiederholen. Diese Meldungen kennen Sie. Ich hoffe nur, Sie kennen auch die Auswirkungen.

Meine Damen, meine Herren, es ist mir unverständlich mit welcher Leichtfertigkeit seitens unserer Regierung, aber auch durch Duldung der Oppositionsparteien die Stabilität unserer Währung auf Spiel gesetzt wurde.

Es war das erste Mai-Wochenende letzten Jahres, als der Euroraum die Bürgschaften von 110 auf 750 Milliarden Euro aufgestockt hat. Die sind zu einem erheblichen Teil von Deutschland aufzubringen, nämlich rund 150 Milliarden Euro. Noch handelt es sich „nur“ um Bürgschaften.

Unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel schwelgte an besagtem Wochenende in der Vergangenheit und feierte mit dem russischen Präsidenten Putin in Russland die deutsche Niederlage des 2. Weltkrieges. In Brüssel stand zeitgleich die deutsche Zukunft auf dem Spiel. Finanzminister Schäuble kurierte seine Verletzung aus, was ich ihm nicht zum Vorwurf machen kann; aber.
Entscheidungsträger waren nicht vor Ort.

Der französische Präsident Sarkozy hatte leichtes Spiel seine Politik des Schuldenmachens durchzusetzen.

Frau Merkel knickte ein und sagte lediglich: Die Vorgehensweise sei „alternativlos“.

Alternativen hat man immer. Wäre man damals rigoros gegen Griechenland vorgegangen, die uns mit gefälschten Bilanzen betrogen haben, hätte man ein Exempel statuieren können.

Vor der Weltöffentlichkeit hätte man glaubhaft und stark dagestanden, und dass man sich nicht die Währung durch Schuldenmacher kaputtmachen lässt.

Und ich wette mit Ihnen, unser Euro hätte, vielleicht nach einem kurzen Durchsacker, aber dann stärker dagestanden als je zuvor.

Griechenland hat zwischen 2002 und 2007 eine jährliche Neuverschuldung von jeweils 5-7 % des BIP gehabt, was sich im Jahre 2008 auf knapp 10 % und 2009 auf 15,4 % gesteigert hat. Wir erinnern uns: Nur 3 % sind erlaubt.

Griechenland hat letztes Jahr seine Schulden auf 140 % des BIP hochgeschraubt. 60 % sind nur erlaubt nach den Maastricht-Kriterien, die schon lange keiner mehr in den Mund nimmt.

Das Griechenland seine Schulden nicht zurückzahlen kann, liegt auf der Hand und wird auch von namhaften Bankern nicht bestritten.

Griechenland hat im Jahre 2009 ein BIP von rund € 230 Milliarden (€ 20.700,-- / Einwohner) erwirtschaftet.
Nur zum Vergleich: Das Land NRW hat mit knapp 18 Millionen Menschen ein BIP von 522 Milliarden erwirtschaftet. (€ 29.150,-- / Einwohner)
Mir ist schon klar, dass man diese beiden Länder nicht miteinander vergleichen kann. Aber wovon sollen den die Griechen die Schulden zurückzahlen?
Etwa von dem bisschen Tourismus und den Olivenölexporten?

Als nächste Länder stehen Irland und Portugal an, um unter den Euro-Rettungsschirm zu schlüpfen. Ob Spanien und Belgien auch noch dazukommen, wird sich zeigen.

Übrigens: Wie wir dieser Tage den Medien entnehmen konnten, ist das nicht das Ende: Herr Barroso verlangt die Aufstockung des Eurorettungsschirms.

Die Zahl der Geberländer in der EU reduziert sich langsam aber sicher und die Zahl der Nehmerländer wächst in gleichem Maße an.

Noch nie war Deutschland so verschuldet, wie jetzt. Und noch nie hat Deutschland Bürgschaften in einer so astronomischen Höhe gestellt und ein Ende scheint nicht absehbar.

Und wenn Sie die Zeitungen oder die Meldungen in den Medien aufmerksam verfolgen, nicht die Schlagzeilen überbewerten, sondern die kleinen, scheinbar unbedeutenden Nachrichten lesen, manchmal auch zwischen den Zeilen lesen, werden Sie folgendes bemerken.

Zwischen Weihnachten und Neujahr verbrachte ich mit meiner Familie ein paar Tage bei Verwandten in München. In der dortigen Tagespresse las ich, dass die Immobilienpreise dort innerhalb eines Jahres um rund 30 % Prozent gestiegen sind. Der Untertitel lautete: „Die Flucht in die Sachwerte hat begonnen.“

Ich sage Ihnen, diese Flucht ist seit geraumer Zeit in vollem Gange. Mir ist das vor ca. 3 Jahren das erstemal aufgefallen, als der Goldpreis stieg. Seit Mitte 2007 legt der Goldpreis kontinuierlich zu und hat sich seitdem fast verdreifacht.

Die Flucht in die Sachwerte ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Anleger ihr Vertrauen verloren haben und eine Inflation nicht mehr auszuschließen ist.

Auch wenn das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln das zur Zeit anders sieht.

Ich meine das auch nicht kurzfristig, aber mittel- bis langfristig.

Der scheinbar hohe Eurokurs ist nur deshalb so hoch, weil der Dollar noch schwächer ist. Da stützt der Blinde den Tauben.

Nur im fernen Osten ist China weder blind noch taub. Wie sich die Lage entwickelt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
Und so könnte ich weitere Negativthemen und Finanzskandale aufführen und mich echauffieren und von hier oben Zeter und Mordio schreien - bis sie sich denken: Lass den mal reden; hoffentlich ist er bald fertig mit seiner Rede.

Und zugegebenermaßen habe ich das Thema Euro auch weiter ausgeführt, als ich ursprünglich wollte. Denn ursprünglich hatte ich mir vorgenommen:

Sag doch mal was positives.

Sei freundlich zu den Menschen, die dir zuhören; (auch wenn’s schwer fällt.)

Da kommen wir jetzt zu.

Sie werden sicher bemerkt haben, dass ich bisher im Konjunktiv gesprochen habe, über was ich alles hätte reden können. Jetzt kommen wir zum Indikativ.

Im letzten Jahr habe ich an dieser Stelle über die Problematik der Demographie gesprochen und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, als auch auf unsere Zukunft.

Am Ende meiner Rede fasste ich folgendermaßen zusammen:

  • Wir haben eine älter werdende Gesellschaft.
  • Wir haben zu wenig eigene Kinder.
  • Die Kinder mit Migrationshintergrund sind oftmals schlecht ausgebildet und haben schlechtere Chancen.
  • Die qualifizierten Einwanderer lassen wir nicht entsprechend ihrer Qualifikation arbeiten.
  • Dafür verlassen uns jedes Jahr Tausende gut ausgebildete, junge Deutsche.
  • Und zu guter Letzt:
    Unsere Gesellschaft steckt vor diesem Problem den Kopf in den Sand und lässt die sozialen Sicherungssysteme kollabieren.

So endete meine Rede 2010.

Und ich hatte damals mit Absicht gesagt: Die Gesellschaft steckt vor diesem Problem den Kopf in den Sand, nicht die Politik, die ja auch Teil der Gesellschaft ist.

Übrigens läuft zur Zeit im KStA eine Serie über die demographische Entwicklung in Deutschland mit dem Titel „Wir werden weniger.“

Aber auch, wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit, startet die Aktion im KstA „Wir helfen“. Dieses Jahr werden vornehmlich Kinder unterstützt.

Bei der Vorbereitung meines Themas für den diesjährigen Neujahrsempfang stolperte ich über folgenden Artikel: „Geben, nehmen und Mathe lernen.“

Hier wurde ein Projekt vorgestellt, dass mich aufmerken ließ und gut zu meinem Thema vom letzten Jahr passte: Das Projekt „Chancenwerk“.

Heute stelle ich Ihnen 2 Menschen vor, die nicht den Kopf in den Sand gesteckt haben, sondern das Problem erkannt und Maßnahmen ergriffen haben.

Sie helfen das Problem, zumindest in ihrem Umfeld, wenn nicht zu beseitigen, jedoch zumindest zu reduzieren.

Ich stelle Ihnen vor: Den stellvertretenden Schulleiter des Genoveva-Gymnasiums in Köln-Mülheim, Herrn Michael Rudolph und den Leiter der Regionalstelle Köln des IBFS e.V, Herrn Erkan Budak.

Der IBFS e.V. steht für: „Interkultureller Bildungs- und Förderverein für Schüler und Studenten“.

Ich lese mal kurz vor, was auf Ihrer Internetseite steht:
Der Verein fördert die fachlichen und persönlichen Kompetenzen von benachteiligten Schülerinnen und Schülern. Zugrunde liegt die Idee, dass Rollenvorbilder sich positiv auf die Bildungslaufbahn von Jugendlichen auswirken. Auf dieser Basis hat der IBFS ChancenWerk e.V. ein innovatives, sich größtenteils selbst erhaltendes Mentorenprogramm entwickelt: Oberstufenschülerinnen und -schüler erhalten zwei Schulstunden pro Woche kostenlose Nachhilfe durch einen Studenten. Als Gegenleistung erklären sie sich bereit, die Hausaufgabenbetreuung für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I zu unterstützen.

Der vertretene Ansatz von „Hilfe geben und nehmen" fördert das Selbstbewusstsein, die Lernbereitschaft und die Sozialkompetenz aller Beteiligten. Elternarbeit und begleitende Freizeitprojekte runden das umfangreiche Angebot des Vereins ab.

An Herr Erkan Budak: Stellen sie sich doch bitte selbst kurz vor und erklären sie doch bitte noch mal mit Ihren Worten das „Chancenwerk“: Was kann ich mir darunter vorstellen?

Das heißt, dass Sie zuerst Studenten rekrutieren müssen, die den Schülern der Oberstufe Nachhilfe erteilen. Wie funktioniert das?

Das Projekt „Chancenwerk“ hat seinen Ursprung im Ruhrgebiet. Wie ist es nach Köln gekommen? Ist es auf Expansion ausgelegt?

Der 1. Vorsitzende Ihres Vereins, Herr Dipl.-Ing. Murat Vural, ist im Mai letzten Jahres von dem damaligen CDU - Landesminister Armin Laschet ausgezeichnet worden und zwar zum „Bürger des Ruhrgebiets“.
Dabei werden Personen geehrt, die sich mit ihrem Wirken in herausragender Weise um das Ruhrgebiet verdient gemacht haben.

Damit steht er in einer Reihe mit Johannes Rau und unserem Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert.

Armin Laschet sagte in seiner Laudatio über Herrn Vural und den IBFS:
Dieses Konzept mag überraschen – basiert es doch auf dem einfachen Grundsatz der gegenseitigen Hilfe: die Älteren helfen den Jüngeren, die Besseren helfen den noch nicht so Guten. Vorbilder werden hier lebendig und schaffen die Initialzündung für den weiteren Erfolg im Leben.

Wie hat diese Auszeichnung dem IBFS und Ihrer Arbeit geholfen?

Gibt es solche Chancenwerk-Projekte auch mit anderen Schulen, z.B. Haupt- und Realschulen, oder auch Berufskollegs?

Wie sieht die weitere Expansion im Raum Köln aus?

Welche finanziellen Mittel sind notwendig?
Wie finanzieren Sie sich?

Bei meiner Recherche über ihr Projekt beziffern Sie einen Betrag von € 50,00 pro Kind und Jahr als ausreichend. Wie kommen sie damit aus?

Wer hatte die Idee, das Chancenwerk im Genoveva-Gymnasium einzuführen?

Seit wann gibt es dieses Projekt an Ihrer Schule und wie setzen Sie das Projekt in Ihrer Schule um?

Wer nimmt daran teil?

Wer erteilt die Nachhilfe?

Wer nimmt die Nachhilfe in Anspruch (Altergruppe, Nationalität) ?

Wie finanziert sich das Projekt an Ihrer Schule? Wie beteiligen sich die Eltern am Projekt „Chancenwerk“?

Wie viel Aufwand bedeutet das für Sie als Lehrkraft?

Hat es schon Erfolge gegeben und welche?

Sie setzen damit auch klar auf die Vorbildfunktion der älteren Schüler.

Funktioniert das? Welche Erfahrungen haben Sie damit bereits gemacht?

Ich zitiere zum Schluss noch mal unseren ehemaligen Landesminister Armin Laschet:

"Auch die besten Ideen brauchen zu ihrer Verbreitung solide und starke Partner. Hier sind alle gesellschaftlichen Kräfte gefragt, und neben der Politik auch die Unternehmen in unserem Land.

Corporate Social Responsibilty - die soziale Verantwortung der Unternehmen.
Es sollte mehr sein als ein Schlagwort in einer Unternehmensstrategie. Auf  Nachhaltigkeit ausgerichtet, sich seiner sozialen Verantwortung bewusst, Arbeitsplätze erhaltend – so müssen moderne Unternehmen heutzutage aufgestellt sein, um im internationalen Wettbewerb standhalten zu können.

Und so stellt Ihre Idee des IBFS nicht nur ein innovatives Konzept zur Integration aller gesellschaftlichen Kräfte dar, sondern vielmehr auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel unserer Wirtschaft. Denn die Kinder, die Sie heute unterrichten, sind das Potenzial, das Wissen von morgen."

Meine Damen, meine Herren, wir haben Ihnen heute morgen ein Projekt vorgestellt, dass wie kein anderes ein optimales Kosten/Nutzen-Verhältnis aufweist und, wie ich denke, Unterstützung verlangt.

Im letzten Jahr habe ich noch angeprangert, dass wir etwas gegen den Fachkräftemangel tun müssen, der durch die Überalterung der Gesellschaft hervorgerufen wird. Hier haben wir nun 2 Menschen, die dies tatkräftig tun und bisher schlummernde Ressourcen zum Leben erwecken. Ich denke, dass wir sie unterstützen können und sollten. Erst einmal mit einem kräftigen Applaus und dann auch mit einer kleinen Spende.

Das Projekt kommt mit relativ geringem finanziellen Einsatz aus.
Dennoch denke ich, dass eine kleine Spende auch Ihrem Projekt gut tut.

Unser Schatzmeister, Herr Emmelheinz, lässt nun seinen Nubbel-Zylinder rundgehen. Unterstützen Sie bitte tatkräftig das Projekt „Chancenwerk“ des Genoveva-Gymnasiums.

Herr Rudolph, unsere Einladung an Sie war natürlich nicht ganz uneigennützig:

Das Interesse von Schulabgängern eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen ist leider seit Jahren rückläufig.  Die Ursachen dafür sind vielfältig:
Gegen das bisher schlechte Image läuft bereits seit ca. 1 Jahr eine Imagekampagne, die auch langsam greift. Aber so was kann natürlich nicht von heute auf morgen ein Sinneswandel in der Bevölkerung und den Schülern bewirken.

Zum Anderen werden in den TV-Sendungen, die die Jugendlichen sehen, vorwiegend junge, dynamische Typen gezeigt, die einen ganz tollen Beruf in der Mediensparte haben. Handwerker kommen in diesen Sendungen nicht vor.

Das prägt natürlich auch die eigene Berufswahl, wenn von vorne herein das Handwerk ausgeklammert wird.

Dass es im Handwerk sehr schöne, kreative und auch lukrative Berufe gibt, ist bei Vielen nicht bekannt. Und dass man im Handwerk auch Karriere machen kann, erst recht nicht. Das unterstelle ich auch Ihnen einmal.

Daher gebe ich Ihnen einen Flyer der Handwerkskammer zu Köln mit.
Hier ist das triale Studium kurz vorgestellt, dass den direkten Weg in die Selbständigkeit ermöglicht.

Nehmen Sie das als Aufforderung und Erinnerung mit und informieren Sie sich bitte umfassend bei der Handwerkskammer zu Köln. Der Präsident, Herr Wollseifer ist heute morgen hier anwesend. Sie können ihn direkt in Anspruch nehmen.

Herr Budak und Herr Rudolph, ich danke Ihnen für Ihr Kommen.
Genießen sie noch den weiteren Vormittag.

Wir fahren fort im Programm und ich bitte nun unseren Präsidenten der Handwerkskammer zu Köln, Herrn Hans-Peter Wollseifer ans Mikrofon.

Ich danke Ihnen, dass Sie den Weg nach Porz gefunden haben und uns mit Ihrer Anwesenheit beehren.

[Grußwort des Präsidenten der Handwerkskammer zu Köln,
Herrn Hans-Peter Wollseifer]

Sehr geehrter Herr Präsident, ich danke Ihnen für Ihre Ansprache und Ihr Grußwort

Ich freue mich, dass dieses Jahr Frau Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser aus dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ein Grußwort an uns richten möchte.

Bitte sehr Frau Heinen-Esser, das Mikrofon steht zur Ihrer Verfügung.

[Grußwort von Frau Heinen-Esser]

Frau Staatssekretärin, ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen und Ihr Grußwort.

Auch Sie haben sicherlich kein einfaches Jahr 2010 hinter sich gelassen, wenn ich an den Castor-Transport oder an das Endlager Asse denke.
Da kommen mit Sicherheit noch schwierige Entscheidungen auf uns zu und da wird wohl auch noch eine Menge Geld in die Hand genommen werden müssen bis das Problem gelöst sein wird.

Ich wünsche Ihnen für das Jahr 2011 alles Gute.

Als nächsten begrüße ich Herrn Martin Dörmann hier oben bei mir am Mikrofon. Auch er möchte ein Grußwort an uns richten.

Bitte sehr, Herr Dörmann. Da es in Ihr Themengebiet fällt und wir uns vor ein paar Tagen darüber unterhalten haben:

Die Neuordnung der GEZ-Gebühren ist entgegen aller Behauptungen nicht handwerkerfreundlich umgesetzt worden. Trotz Intervention des ZDH (Zentralverband des deutschen Handwerks) ist bei der Gebührenberechnung für die KMU-Betriebe kaum eine Änderung zu verzeichnen. Alleine für unseren Betrieb mit rund 10 Mitarbeiter und 3 Fahrzeugen erhöht sich die GEZ-Gebühr um 56 %.

Auch hier wurde mal wieder ein Gesetz für die Industrie und gegen das Handwerk gemacht.

Bitte sehr Herr Dörmann,

[Grußwort von Herrn Dörmann]

Ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen.

Zwischenzeitlich ist auch unser Bezirksbürgermeister Willi Stadoll mit seiner Frau zu uns gekommen. Herzlich willkommen.

Herr Stadoll ist heute hier in Vertretung der 1. Bürgermeisterin Frau Elfi Scho-Antwerpes, die wiederum den Oberbürgermeister der Stadt Köln, Herrn Jürgen Roters vertreten sollte. Ich habe natürlich Verständnis dafür, dass Herr OB Roters nicht alle Termine, die ihm angetragen werden, wahrnehmen kann.

Mein Verständnis hält sich in Grenzen, wenn ich dann ca. 2 Wochen vor unserem Neujahrsempfang die Absage von Frau Bürgermeisterin Scho-Antwerpes erhalte, da sie zwischenzeitlich einen wichtigeren Termin erhalten hat mit dem Hinweis, sie werde von Herrn Bezirksbürgermeister Willi Stadoll vertreten.

Die Stadt Köln wird repräsentiert von Herrn Oberbürgermeister Jürgen Roters,
dann als 1. Stellvertreterin Frau Elfi Scho-Antwerpes (SPD),
dann als 2. Stellvertreter Herr Hans-Werner Bartsch (CDU),
dann als 3. Stellvertreterin Frau Angela Spizig (Grüne),
dann als 4. Stellvertreter Herr Manfred Wolf (FDP).

Offensichtlich spielen hier eher parteitaktische Gründe eine Rolle, so dass die anderen 3 Stellvertreter des OB keine Chance erhalten sollen.

Ich möchte dir gegenüber, lieber Willi, nicht despektierlich erscheinen. Aber es wirft ein ganz klares Bild auf den Stellenwert, den das Porzer Handwerk in der Köln Politik hat.

Der Porzer Handwerksmeisterverein besteht nicht nur seit über 100 Jahren, sondern hat ca. 120 aktive Mitglieder; es sind rund 90 Firmen hier vertreten mit ca. 500 Mitarbeitern und einem Umsatz von roundabout 150 Millionen Euro.

Wenn das denen in Köln zuwenig ist, sollen sie es offen und ehrlich sagen.

Wenn Wahlen vor der Tür stehen, rennt ihr uns die Bude ein.

Aber die, die 2011 nicht zu uns kommen, werden zur nächsten Kommunalwahl im Jahre 2014 erst gar nicht mehr eingeladen.

Aber ich möchte nicht deine Redezeit einschränken. Bitte komm ans Mikrofon, damit wir das Grußwort von Frau Scho-Antwerpes aus deinem Munde hören dürfen.

[Grußwort von Herrn Stadoll]

Meine Damen, meine Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich möchte es nicht versäumen, mich bei den Damen des Vorstandes zu bedanken.

Sie haben es wieder hervorragend geschafft, die Tischdekoration wunderbar zu gestalten.

Vielen Dank noch mal von dieser Stelle aus.

Besonderer Dank möchte ich Herrn Friedhelm Lenz aussprechen für Ihr Sponsoring unserer Neujahrsgabe an die Damen im Saal. Der Piccolo wurde gespendet von Herrn Friedhelm Lenz. Vielen Dank.

Vielen Dank auch an Herrn Stefan Hund für die Schokolade in den Neujahrstütchen für unsere Damen.

Bedanken möchte ich mich auch bei unserem Mitglied Thomas Schlimgen aus Wahnheide, der ein Teil der Blumendekoration für uns kostenfrei zur Verfügung stellt.

Das Büfett wird dieses Jahr ausgerichtet von unserem Mitglied, der Metzgerei Hennes aus Zündorf.

Und die letzten Reihen im Saal lassen bitte die Finger davon; erst kommt noch et 3-Gestirn mit Gefolge.

Die Unruhe vor dem Saal lässt schon einiges erahnen:

Erheben Sie sich von Ihren Plätzen - Empfangen sie mit uns das Porzer Dreigestirn in Begleitung des Garde-Korps-Köln und ihrem Regimentsspielmannszug.

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