Porzer Handwerksmeister

Verein Selbständiger Handwerksmeister Porz e.V. 1907



Neujahrsempfang 2013

13.01.2013

Neujahrsansprache von Karl-Heinz Miebach

Guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich begrüße Sie sehr herzlich zu unserem diesjährigen Neujahrsempfang 2013, hier im Dechant-Scheben-Haus in Köln-Porz. Es freut mich sehr, dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind und den heutigen Mittag mit uns verbringen möchten.

Ich freue mich, heute unsere Mitglieder, Fördermitglieder und Gäste mit Ihren Partnern hier zu begrüßen. Ich wünsche allen Anwesenden für das neue Jahr vor allem Gesundheit, Glück und  geschäftlichem Erfolg für das vor uns liegende Jahr 2013.

Auch dieses Jahr begrüße ich wieder hochrangige Gäste, die den Weg in den Süden Kölns gefunden haben:

Herr Bürgermeister Hans-Werner Bartsch. Herzlich willkommen. Ich freue mich sehr, dass Sie dieses Jahr zu uns gekommen sind.

Unser Handwerk ist dieses Jahr stark vertreten durch

  • Herrn Hans-Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln.
  • Frau Birgit Gordes, stv. Kreishandwerksmeisterin
  • Herrn Dr. Thomas Günther, HGF der Kreishandwerkerschaft Köln
  • Herr Bernd Drösser, OM der Juwelier-, Gold- und Silberschmiede Innung Köln
  • Herr stv. OM Mauelshagen (Glaserinnung)
  • Frau Alexandra Dienst (GFin der Bäckerinnung)
  • Herr OM Torsten Görmar (Rollladen- und Jalousiebauerinnung)
  • Herrn stv. OM Ingo Heyermann (Innung Farbe, Gestaltung, Bautenschutz Köln der Maler und Lackierer)
  • Herr Dirk Meyer, OM der Elektro-Innung
  • Herrn OM Hans Krauß (Tischlerinnung)
  • Herrn Rechtsanwalt Jens Köhler, RA der Kreishandwerkerschaft Köln

Meine Damen und Herren, hier steht das Rückgrat der Kölner Wirtschaft.

Ich begrüße unseren Präsidenten Herrn Peter Schumacher - unser Ehrenvorsitzender Matthias Feld lässt sich entschuldigen und ich soll in seinem Namen herzliche Grüße ausrichten.

Aus den Reihen der Politik begrüße ich sehr herzlich:

Aus dem Bundestag: Frau Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser und Herrn Martin Dörmann.

Ich begrüße Herrn Bezirksbürgermeister Willi Stadoll.

Ein herzliches Willkommen an alle anwesenden Damen und Herren aus dem Rat der Stadt Köln, aus der Porzer Bezirksvertretung und ebenso die Vertreter der politischen Parteien und der Verwaltung, insbesondere den Chef der Porzer Verwaltung, Herrn Bezirksamtsleiter Norbert Becker.

Unser ehemaliger Bürgermeister, Herr Josef Müller und die ehemaligen Bezirksbürgermeister: Herrn Horst Krämer und Herrn Hans-Gerd Ervens mit Ihren Frauen begrüße ich ebenfalls von dieser Stelle.

Als Freund unseres Vereins begrüße ich den ehemaligen Landtagsabgeordneten aus Porz, Herrn Friedhelm Lenz.

Erstmalig in diesem Jahr begrüße ich unseren neuen Hausherrn: Herrn Dechant Thomas Rhein. Er ist der Nachfolger von Herrn Dr. Heinze und Leiter des Seelsorgebereichs der Porzer Rheinkirchen.

Ein herzliches Willkommen an die Vertreter der Banken und der Sparkasse.

Außerdem begrüße ich:

  • Herrn Markus Weinkoth, Innenstadtgemeinschaft Porz
  • Herrn Stephan Demmer, Festausschuss des Porzer Karnevals
  • Herr Michael Melles von der Bürgergesellschaft Köln von 1863.
  • Frau Sigrid Alt, Bürgerverein Porz

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

eingangs meiner Worte begrüßte ich Sie zu unserem diesjährigen Neujahrsempfang. Und wie der Name schon sagt, es ist ein Empfang. Wir empfangen Sie als unsere Gäste der Porzer Handwerksmeister.

Auch wenn Herr Präsident Wollseifer letztes Jahr sagte, das hätte hier etwas von einem „Politischen Aschermittwoch“, so kann ich Ihnen versichern: Hier wird keiner einen Kopf kürzer gemacht. Ob Herr Rösler nach der Niedersachsenwahl nächsten Sonntag das Glück auch hat, bleibt abzuwarten.

Ich fasse jedoch seine Bezeichnung des „Politischen Aschermittwochs“ als Lob auf. Auf vielen Veranstaltungen zu Jahresbeginn werden oftmals große Worte mit wenig Inhalt gemacht.

Da kommen bei mir so Assoziationen auf: Ich denk in diesem Zusammenhang immer an die Grußworte in den Vereinsheftchen. Ohne geht es anscheinend nicht, aber interessieren tut sich keiner dafür.

Do sinn mer doch janz anders, nicht wahr, Peter? Zum Teil zumindest. Daher komme ich noch mal auf meine Ausführungen vom letzten Jahr zurück.

Offenbar habe ich letztes Jahr zu langweilig begonnen, indem ich Ihnen mit Zahlen und Fakten die Bedeutung des Handwerks versucht habe näher zu bringen. Anscheinend ist mir das nicht gelungen.

Im ersten Teil meiner letztjährigen Rede führte ich Ihnen die wirtschaftliche Bedeutung des Handwerks vor Augen. Ich habe die Bedeutung des Handwerks in der Ausbildung hervorgehoben und betont, dass gerade das Handwerk über den eigenen Bedarf ausbildet.

Und ich erinnere mal daran, dass es das Handwerk war, das in Zeiten des Ausbildungsplatzmangels auch da über den eigenen Bedarf ausgebildet hat, während sich viele Industriebetriebe aus der Verantwortung gestohlen haben.
Leider, so musste ich feststellen, war mein Bemühen nur von mittelmäßigem Erfolg gekrönt.

Denn Ende März letzten Jahres fand in unserem Bezirksrathaus die 2. Ausbildungsbörse statt. Grundsätzlich begrüße ich jede Form der Werbung und Information für die Jugend, sich über Berufe jedweder Art zu informieren.
Aus diesem Anlass wurde eine Pressekonferenz durchgeführt, über die anschließend in den Zeitungen berichtet wurde.

Ich war da schon sehr verwundert, dass ich der Presse entnehmen musste, dass nach den Worten unseres Bezirksbürgermeisters, Herrn Stadoll, das Handwerk ja eigentlich gar nicht ausbildet und daher auf der Ausbildungsbörse auch nichts zu suchen hat.

„Da hat dir einer nicht zugehört.“ sagte unser Sohn Christian gestern morgen
Übrigens: Unser Sohn ist 18. Wenn Sie seine Stimme haben wollen, hören Sie mir besser zu.

Nun, zurück zur Berichterstattung:
Als ich das las: Da war ich erst mal platt. Nach anfänglicher Verwunderung setzte so langsames Kopfschütteln bei mir ein, um dann in den Gemütszustand von Verärgerung überzugehen.

Das Handwerk ist der größte Ausbilder Deutschlands und dann lese ich so einen Unsinn. Und das wird von der Presse auch noch ungeprüft übernommen, als ob man den Worten des Papstes auf dem Petersplatz lauscht. Meine Damen und Herren von der Presse: Wir sind hier in Porz und nicht in Rom. Da muss ich sagen, da hätte ich mir auch seitens ihrer Zunft mehr Recherche und mehr Verantwortungsbewusstsein erhofft.

Nun, da ich das nicht unwidersprochen hinnehmen konnte, habe ich Leserbriefe verfasst und an den Kölner Stadtanzeiger und die Kölnische Rundschau gesendet. In diesem Zusammenhang danke ich Ihnen für die Veröffentlichung meines Leserbriefs.

Leider habe ich dann in meiner Erwiderung den Falschen getroffen. Unser Bezirksamtleiter Norbert Becker als Veranstalter der Ausbildungsbörse wurde getroffen und nicht der Schirmherr der Veranstaltung, Herr Stadoll, der die Äußerungen gemacht hatte.

Lieber Norbert, das kommt halt schon mal vor, wenn man mit der abgesägten Schrotflinte schießt. Da hat man gewisse Streuverluste. Ja, meine Damen und Herren, Sie sind hier zwar nicht im Süden Italiens, aber im Süden Kölns. Hier wird scharf geschossen.

Auch wenn wir das telefonisch schon geklärt haben, lieber Norbert, hier noch mal von dieser Stelle aus die offizielle Entschuldigung für das Sperrfeuer, in das du geraten bist.

Um aber hier nicht länger in alten Wunden rumzurühren, sondern positiv in die Zukunft zu schauen, denn schließlich geht es ja um die Sache und nicht um irgendwelche Empfindsamkeiten, habe ich bereits mit unserem Bezirksamtleiter Kontakt aufgenommen, um dieses mal auch frühzeitig aktiv werden zu können.

Ich habe ihm in den letzten Tagen folgende eMail geschrieben:

Sehr geehrte Damen und Herren, guten Tag Herr Becker,

da nach meinen Informationen offenbar in Kürze wieder eine "Ausbildungsbörse Porz" im Bezirksrathaus Porz stattfinden soll, bitte ich Sie um frühzeitige Information hierüber.

Im letzten Jahr hat es diesbezüglich "Irritationen" über die Rolle des Handwerks in der Ausbildung gegeben. Um das dieses Jahr zu vermeiden, biete ich Ihnen an, die Handwerkskammer zu Köln zu kontaktieren, die für diese Belange der richtige Ansprechpartner ist.

Es ist beileibe nicht so, dass sich der "Verein der Selbständigen Handwerksmeister Porz e.V. 1907" gegen diese Veranstaltung sperrt oder sie, aus welchen Gründen auch immer, boykottiert. Es ist vielmehr so, dass wir als Verein (oder Vorstand) nicht die ausreichenden Kapazitäten haben, um unseren einzelnen Gewerke vorzustellen. Unsere Betriebe haben keine Werbeabteilung mit gut ausgestattetem Etat, um sich dort entsprechend zu platzieren.
Ich bin aber gerne bereit, die von Ihnen bereitgestellten Informationen über unseren vereinsinternen Mail-/Faxrundruf an alle Mitgliedsbetriebe weiterzuleiten (möglichst als pdf-Datei).

So kann jeder Mitgliedsbetrieb selbst entscheiden, ob und in welchem Rahmen er teilnehmen möchte.

Mit bestem Gruß
Dipl.-Ing. K.-H. Miebach
1. Vorsitzender

So viel erstmal von meiner Seite zur Ausbildungsbörse.

Unser Präsident der Handwerkskammer zu Köln, Herr Wollseifer ist anwesend. Sie können ihn auch gerne direkt ansprechen.

In den letzten Jahren wurde über unsere Neujahrsempfänge in den Lokalteilen der Zeitungen berichtet und es erschienen mehr oder weniger umfangreiche Artikel. Ich bedanke mich für die Berichterstattung in den letzten Jahren sehr herzlich und begrüße in diesem Zusammenhang die Vertreter der Presse: Herzlich Willkommen.

Weitergehende Reaktionen erfolgen jedoch üblicherweise nicht. Letztes Jahr war das anders:

Im zweiten Teil meiner letztjährigen Rede habe ich bemängelt, dass es in Porz an Personen fehlt, die Visionen haben, wie Porz in 20, 30 oder 50 Jahren aussieht. Dabei habe ich keinen persönlich angeschaut, auch keine Partei.

Dennoch habe ich offenbar letztes Jahr damit in ein Wespennest gestochen.
Die Reaktionen waren ausgesprochen vielfältig.

Auf der einen Seite: Schulterklopfen und „häste joot jemaat“. Ein Mitglied schrieb mir eine eMail:
(…) Sie haben mir in vielen Punkten aus der Seele gesprochen und das mit einfachen, verständlichen Worten. Die darauf folgenden „Anfeindungen“ aus dem politischen Sprecherlager hatten bei weitem nicht Ihre Substanz. Nochmals vielen Dank, denn das ist in heutigen Zeiten, wo fast jeder mit Blick auf die eigenen Vorteile sein Fähnchen nach dem Wind richtet, viel zu selten geworden. (…)

Das ist eine Meinung von Vielen, die ich so oder ähnlich mehrfach erhalten habe.

Auf der anderen Seite: Verbale Prügel seitens der politischen Vertreter.

Heftige Reaktionen der mir nachfolgenden Redner: Frau Scho-Antwerpes nahm die Ehrenämtler in Schutz. Herr Dörmann sprach mir das Recht auf Kritik ab, weil ich mich nicht politisch engagiere und es nicht besser mache. Herr Stadoll war so erregt, dass er die beste Rede seiner Amtszeit gehalten hat.

Und es gab auch unqualifizierte Äußerungen im Internet, usw. Natürlich fühlte sich jeder anders angesprochen, manche gar nicht, andere dafür umso mehr.

as mich allerdings besonders gewundert hat, war Folgendes:

Insbesondere die Volksvertreter der SPD haben sich den Schuh angezogen, während von Seiten der CDU und FDP teils sogar Zustimmung kam.

Wie soll ich das nun werten? Ich verstehe es nicht.

Entweder sind die Vertreter der SPD besonders sensibel, was ja nicht unbedingt ein Makel ist, oder aber: Sie haben ein schlechtes Gewissen. Denn meine Kritik war nicht alleine auf die SPD gemünzt, sondern parteiübergreifend. Auch, wenn die SPD in Rat und Bezirk die Mehrheit hat, so werden doch 80 % der Entscheidungen in der Bezirksvertretung einstimmig getroffen (Zwischenruf Herr Joisten). Also, wieso die Aufregung nur bei der SPD.

Ich habe auch keine Ehrenämtler beschimpft, wie mir vorgehalten wurde.

Ich bin selber einer:

  • Stellvert. Obermeister der Innung für Metalltechnik Köln
  • Mitglied der Tarifkommission FV Metall NRW
  • Vorsitzender dieses Vereins

Sie können mir glauben: Ich habe keine sadomasochistischen Neigungen, dass ich mich selber beschimpfe.

Ich sehe nur die, meines Erachtens, unzureichende Effektivität Ihrer Arbeit. Nur, die ist leider systembedingt. Aber das ist auch der einzige Punkt, wo ich Ihnen Recht geben muss.

Das System der kommunalen Selbstbestimmung mit der Gemeindeordnung NRW ist stark reformbedürftig.

Ich ziehe den Personenkreis jetzt größer: Sie stehen sich selber im Weg, weil zu viele Ämter und Abteilungen Mitspracherecht haben, selbst bei einfachsten Entscheidungen.

Aus Angst vor Klüngel und Vorteilsnahme rotieren die Mitarbeiter in den Ämtern und müssen sich immer wieder neu einarbeiten. Bestechung hat es schon immer gegeben und wird man auch in Zukunft nie ganz vermeiden können. Aber man kann es unattraktiver machen.

Entweder auf die teure Art: Die Besoldung wird erhöht. Das wird auch die Art sein, die bei Ihnen in der Politik den größten Zuspruch erhält.

Oder auf die preiswerte Art: Die Sanktionierung wird erhöht. Jedem Mitarbeiter muss klar sein, dass er bei nachgewiesener Bestechung außerordentlich stark sanktioniert wird. Das Gespenst der Mittellosigkeit muss umgehen. Wer sich dann noch bestechen lässt, ist nicht mehr zurechnungsfähig.

Ich bin aber fest davon überzeugt, dass das Problem hier gar nicht zu suchen ist. Bestechung wird es nur in wenigen Einzelfällen geben.

Das Problem liegt in der Motivation der Mitarbeiter. Ich erlebe es immer wieder, wie engagierte Menschen durch Vorschriften und Ausführungsrichtlinien ausgebremst werden.

Hierzu ein Beispiel: Im Kölner Norden wurde ein Kindergarten renoviert. Während der Umbauphase wurde die Kinderbetreuung  in Containern durchgeführt. Entsprechend den Vergaberichtlinien wurde der billigste und unfähigste Architekt mit der Bauleitung beauftragt. Es kam, wie es kommen musste: Der Umbau verzögerte sich immens; eine Fertigstellung auch nach monatelanger Verzögerung nicht in Sicht. Es wurden Nachträge erforderlich, weil das ursprüngliche Leistungsverzeichnis des Architekten mangelhaft war.
Die Kinder waren mittlerweile schon ein dreiviertel Jahr länger wie geplant in den Containern.

Der zuständige und engagierte Mitarbeiter der Gebäudewirtschaft wollte die Fertigstellung forcieren, indem er erforderliche Nachträge beauftragen wollte.

Da hat er aber die Rechnung ohne seine Kollegen vom Vergabeamt gemacht. Die haben ihn erstmal ausgebremst und zurück auf Null gesetzt. Es musste neu ausgeschrieben werden.

Die Arbeiten wurden dann Monate später zu den Kosten ausgeführt, die schon vorher lange bekannt waren; ein Nachteil wäre der Stadtkasse nicht entstanden.

Nur die Kinder hatten den Nachteil: Die durften dann rund 1 ½ Jahre länger in ihren Containern spielen, als ursprünglich geplant.

Und der engagierte Mitarbeiter der Gebäudewirtschaft: Das macht der nie wieder. Der wird sich nie wieder so ins Zeug legen, um eine Sache zu beschleunigen. Beim nächsten mal verweist er auf die Vorschriften.

Hier muss einfach mehr Eigenverantwortung praktiziert werden können.

Und hier liegt auch das größte Einsparpotential für die Stadt Köln und damit für uns: Eigenverantwortliche, engagierte Mitarbeiter fördern und pflegen.
Und sie nicht direkt einen Kopf kürzer machen, wenn sie sich zu weit aus dem Fenster lehnen. Jeder macht mal Fehler.

Nur: Verantwortungsbewusste, engagierte Mitarbeiter ärgern sich über ihre eigenen Fehler selbst am meisten und vermeiden sie beim nächsten mal. Demotivierte Mitarbeiter, die bereits die innere Kündigung ausgesprochen haben, sind ihre Fehler egal. Die sitzen ihre Zeit bis zur Pension ab.

Übrigens wird Ihnen jeder Unternehmensberater bestätigen, dass sie Mitarbeiter nur kurzzeitig mit höherer Entlohnung motivieren können. Das verpufft sehr schnell. Mitarbeiter motivieren Sie mit

  • Übertragung von Verantwortung
  • Raum für Eigeninitiative und
  • Lob

Hier muss angesetzt werden und hier liegt das größte Einsparpotential.

Und damit Sie mich nicht falsch zitieren:
Nein, ich habe nicht gesagt, dass alle Beamten faul sind.
Nein, ich habe nicht gesagt, dass die Stadtverwaltung nichts tut.

Ich habe gesagt, dass die Gemeindeordnung mit ihrem derzeitigen System von Vorschriften und Ausführungsrichtlinien ein effektives Arbeiten behindert und dass hier Reformbedarf besteht.

Herr Dörmann, ich sehe es aber nicht als meine Aufgabe an, diese Reform auszuarbeiten. Dafür fehlt mir die Fachkenntnis und dafür sind Sie gewählt worden, bzw. Ihre Kollegen vom Landtag.

Ich sehe es vielmehr als meine Aufgabe an, sie alle als unsere gewählten Volksvertreter daran zu erinnern, vernünftig mit unseren Steuergeldern umzugehen. Und da habe ich größte Bedenken.

Hierzu eine kleine Anekdote:

Unsere Firma hat 1993 einen größeren Auftrag über die Lieferung und Montage von Anlagenteile für die Glasindustrie erhalten und zwar wurde in Dabrowna Gornicza in der Nähe von Kattowitz in Polen eine Floatanlage (=Glasschmelzwanne) neu aufgebaut. Unser Auftraggeber war damals die Saint-Gobain Glass, die unter anderem auch hier in Porz eine Floatanlage (Glasschmelzwanne) betreiben.

Der für uns zuständige Ansprechpartner, mit dem wir das Projekt durchführten, war ein Ingenieur aus Torgau. Auch da steht ein Werk, das zum Saint-Gobain Konzern gehört.

Nun, im Laufe des Projektes, das sich über mehrere Monate hinzog, spricht man nicht nur über die Arbeit, sondern man kommt halt auch mal privat ins Gespräch. Wir saßen also in Kattowitz beim Abendessen zusammen und unterhielten uns über die DDR, über den Alltag und das Leben vor der Maueröffnung usw. Er sprach da sehr offen, z.T. auch selbstkritisch und er nannte die Dinge auch beim Namen.

Es war für mich ein sehr interessantes Gespräch, so kurz nach der Maueröffnung aus direkter Quelle diese Informationen zu erhalten. Da wir beide als Ingenieure bei dem Thema Technik auf einer Wellenlänge lagen, drehte sich das Gespräch auch über die Infrastruktur. Unter anderem sagte er folgendes:

„Wir waren doch am Ende. Die ganze Infrastruktur war am A… Die Versorgungsleitungen unter der Erde waren größtenteils noch von vor 1945. Die Kanalisation waren kaputt. Die Telekommunikation pfiff aus dem letzten Loch. Die Umweltschäden waren so enorm; die bekamen wir gar nicht mehr in den Griff. Manche Brücken waren so kaputt, dass man sie sperren musste.“

19 Jahre später: 30. November 2012:
Das Verkehrministerium des Landes NRW gibt bekannt: Düsseldorf – Auf der Leverkusener Rheinbrücke der A1 sind heute aktuell neue Schäden festgestellt worden, die bis auf Weiteres eine sofortige Sperrung für den Schwerverkehr erforderlich machen. Die Autobahnbrücke wird damit für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen gesperrt.

Das hat doch was. Im tiefsten Westen haben wir Zustände wie in der Ostzone 1989. Ist das der späte Sieg des Kommunismus über den Kapitalismus? Ist nun die soziale Marktwirtschaft gar nicht so viel besser als die Planwirtschaft der DDR?

Natürlich ist sie das. Das System der Sozialen Marktwirtschaft ist unübertroffen gut, auch wenn es angepasst werden muss.

Aber es muss doch die Frage erlaubt sein: Wie kann es soweit kommen, dass bei uns im Westen die Infrastruktur kurz vor dem Kollaps steht, zugleich aber im deutschen Osten für immer weniger dort lebende Menschen weiterhin horrende Summen ausgegeben werden?

Da haben wir einen bayrischen Bundesverkehrsminister Ramsauer, der seinen Etat Richtung Süden verschiebt, um seine Wählerklientel zu bedienen und im bevölkerungsreichsten Bundesland gehen die Lichter aus.

Es ist auch logisch, dass sich eine rot-grüne Landesregierung schwer tut bei einer schwarz-gelben Bundesregierung ihre Interessen durchzudrücken und die NRW-CDU ist zur Zeit in der Versenkung verschwunden und leckt ihre Wunden.

Nur, das interessiert mich, das interessiert uns als Betroffene herzlich wenig.

Der interkontinentale Warenverkehr wächst jährlich an und läuft via Rotterdam und dann per LKW Richtung Osten. Das Schienennetz ist hoffnungslos überlastet und der seit Jahrzehnten geplante Ausbau der Güterzugschnellstrecke nach Rotterdam verzögert sich mangels finanzieller Masse bis auf weiteres. Was das bedeutet, kann sich jeder selber ausmalen. Eine weiter zunehmende Belastung der Autobahnen durch LKWs.

Die Antwort aus der Landesregierung kann jedoch nur verwundern: Da legt unser Landesfinanzminister Norbert-Walter Borjans ein Kürzungskonzept vor und streicht dem Landesverkehrminister mal so eben 17 Millionen Euro.

15 Jahre lang brauchen wir rund 7,2 Milliarden Euro, um den Investitionsstau aufzuholen. Beim ÖPNV sieht es nicht viel besser aus: Da brauchen wir in NRW jedes Jahr rund 500 Millionen mehr als derzeit, die nicht da sind.

Und unsere Politiker brauchen sich auch gar nicht erst zurück zu lehnen und mit dem Finger auf die andere Partei zu zeigen. Ich nehme Sie da gesamtschuldnerisch in Haftung. Die Schlamperei existiert nämlich nicht erst seit gestern, sondern schon seit Jahren und da war jede Partei mal an der Regierung und hatte die Möglichkeit das zu ändern.

NRW als Logistik-Drehscheibe des Westens und insbesondere Köln steht ein Verkehrskollaps bevor. Und damit lähmen sie die Entwicklung der Wirtschaft, und verursachen Kosten bei den Firmen durch Staus und Straßenschäden. Und je mehr Kosten, je weniger Gewinn und je weiniger Gewinne, so letztlich auch weniger Steueraufkommen.

Aber wenn es um Steuererhöhungen geht, sind sie ja nicht pingelig und sehr kreativ. Die gleiche Kreativität wünsche ich mir bei Ihren Sparbemühungen.

Diese Vernachlässigung der Infrastruktur betrifft aber nicht nur die Bundes- und Landstraßen. Das geht ja in der Kommune weiter. Als ich letztes Jahr den „ersten Eindruck“ eines auswärtigen Besuchers von Porz beschrieb, hat man mir Nestbeschmutzung vorgeworfen.

Aber so sieht ein Fremder unser Porz: dreckig und heruntergekommen. Und wenn unser Bezirksbürgermeister unser Porz als „Diamanten“ unter den Kölner Stadtbezirken bezeichnet, kann ich noch nicht einmal mehr darüber lachen.

Letztes Jahr hat sich ein „Bürgerverein Porz“ gegründet, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Porz nach vorne zu bringen, zumindest äußerlich.

Bei dieser Gelegenheit begrüße ich ganz herzlich die 1. Vorsitzende des Bürgervereins Porz, Frau Sigrid Alt mit ihrem Schriftführer, Herr Frank Schmidt-Burr.

Ja, warum gründet sich denn so ein Verein? Doch nur deshalb, weil Handlungsbedarf besteht, weil die Stadtspitze in Köln uns vor die Hunde gehen lässt und lieber das 29. Museum vors Rathaus setzt, als grundlegende Sanierungsmaßnahmen in den Stadtbezirken durchzuführen.

Die Treppe am Rathaus zum Rhein hinunter entwickelt sich zur „never ending story“, genau so wie die Hertie-Immobilie. Während sich deutschlandweit eine Initiative gegründet hat mit Bürgermeistern von Kommunen, die das gleiche Problem mit der Hertie-Insolvenz haben, hat es von der Kölner Stadtspitze noch nicht mal einer für nötig befunden einen Kontakt aufzunehmen.

So sieht es aus, wenn Oberbürgermeister Roters eine Sache zur Chefsache macht.

Lieb Vaterland, magst ruhig sein.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!


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